Die unterschätzte Kraft des Lichts: Wie Beleuchtung das Zuchtverhalten beeinflusst

Licht ist mehr als nur Sichtbarkeit – es ist Taktgeber, Reizfaktor und Stimmungsinstrument im Aquarium.

Viele Züchter unterschätzen, wie stark die Beleuchtung das Verhalten ihrer Fische beeinflusst – vor allem, wenn es ums Balzen, Laichen oder das Großziehen von Jungfischen geht.

1. Licht als natürlicher Rhythmusgeber

In freier Wildbahn richten sich Fische nach Sonnenauf- und -untergang. Im Aquarium hängt ihr ganzer Tagesablauf – von Fütterung bis Fortpflanzung – am künstlichen Licht.

Zu starke oder falsche Beleuchtung kann:

  • Stress auslösen
  • Revierverhalten stören
  • Laichbereitschaft hemmen

Ich orientiere mich an natürlichen Zyklen: 10–12 Stunden Licht täglich, gedimmter Übergang am Morgen und Abend – entweder per Zeitschaltuhr mit Dimmfunktion oder manueller Abdeckung.

2. Farbspektrum macht den Unterschied

Licht ist nicht gleich Licht. Die Wellenlänge beeinflusst, wie Fische Farben wahrnehmen – und ob sie sich in Balzstimmung versetzen lassen.

  • Vollspektrum-LEDs: wirken natürlich, aber neutral – gut für Beobachtung
  • Warmweiß (3000–4000 K): simuliert Dämmerung, beruhigend
  • Kaltweiß (>6000 K): eher aktivierend, kann bei empfindlichen Arten zu Unruhe führen
  • Blau/Rot-Anteile: fördern Pflanzenwachstum, wirken sich auch auf Verhalten aus

Tipp: Ich verwende steuerbare LED-Leisten mit Mischspektrum – tagsüber neutralweiß, abends auf Warmton herunterdimmen.

3. Beleuchtung zur Laichauslösung

Bei manchen Arten ist Licht ein direkter Auslöser für das Laichen:

  • Killifische: reagieren auf saisonale Lichtänderungen
  • Labyrinthfische: bauen Nester bei zunehmend hellerem Licht
  • Salmler und Buntbarsche: zeigen intensivere Farben bei idealem Licht

Ich habe bei Apistogramma beobachtet, dass Balzrituale fast ausschließlich am „sonnenähnlich“ ausgeleuchteten Vormittag stattfinden – kaum bei diffusem Licht am Nachmittag.

4. Lichtpausen für Erholung

24-Stunden-Beleuchtung ist ein No-Go. Fische brauchen Dunkelheit zur Regeneration – wie wir.

Ich empfehle eine absolute Dunkelphase von mindestens 8 Stunden – ohne Umgebungslicht, kein Bildschirm, kein Nachtlicht. Das stabilisiert den Hormonhaushalt und stärkt Immunsysteme.

Extra: Ich arbeite mit „Mondlicht“ in Form von schwacher, bläulicher LED in manchen Becken – zur Beobachtung, ohne Störung.

5. Licht für Pflanzen – nicht immer gleich Zuchtlicht

Pflanzen brauchen meist mehr Licht als Fische. Aber in Zuchtbecken setze ich bewusst auf:

  • schwache, gleichmäßige Beleuchtung
  • maximal 8–10 Stunden Lichtdauer
  • kein Spotlicht – sondern flächige Ausleuchtung

Warum? Weniger Algenbildung, weniger Stress für Jungfische, bessere Revierverteilung durch gleichmäßige Helligkeit.

6. Dimmbarkeit und Lichtsteuerung

Technisch gibt es viele Möglichkeiten:

  • Zeitschaltuhr (Standard, günstig)
  • Dimmer mit Dämmerungssimulation (z. B. TC420)
  • App-gesteuerte LED-Systeme mit Farb- und Zeitprofilen (z. B. Chihiros, Twinstar)

Ich habe in meinen Hauptzuchtbecken eine automatische Aufhellung über 30 Minuten eingestellt – das reduziert Stress deutlich.

Fazit: Richtiges Licht bringt Leben ins Becken

Wer auf Beleuchtung achtet, kann Verhalten fördern, Krankheiten vermeiden und Zuchterfolge verbessern – ohne chemische Zusätze oder ständige Eingriffe.

Licht ist ein Werkzeug. Nutze es bewusst – dann wird dein Zuchtbecken nicht nur schöner, sondern auch erfolgreicher.

Herzlich,
Haustier Blogger

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