Zucht mit Garnelen: Warum Caridina & Co. mehr sind als Beifang
Garnelen sind die stillen Stars im Zuchtaquarium. Während sich vieles auf Fische konzentriert, liefern Garnelen wie Caridina oder Neocaridina faszinierende Einblicke in Fortpflanzung, Entwicklung – und biologische Kreisläufe im Miniaturformat.
In diesem Beitrag zeige ich dir, warum Garnelenzucht mehr ist als Nebensache und wie du mit wenigen Mitteln eine stabile, farbenfrohe Kolonie aufbaust.
1. Warum Garnelen?
- Platzsparend – ideal für kleine Becken ab 10 Litern
- Vielfältig – Farben, Formen, Muster
- Biologisch nützlich – Mulmverwerter, Algenfresser, Aufräumtruppe
- Hoher Nachwuchs bei idealen Bedingungen
Ich begann mit Red Fire – heute züchte ich mehrere Linien von Caridina logemanni (Crystal Red, Taiwan Bee) auf Wasserwert-Niveau.
2. Neocaridina vs. Caridina – was ist der Unterschied?
- Neocaridina: robuster, höhere Toleranz bei Wasserwerten (z. B. Red Cherry, Blue Dream)
- Caridina: empfindlicher, benötigen weiches, leicht saures Wasser (z. B. Crystal Red, Shadow Bee)
Mein Tipp: Starte mit Neocaridina. Für Caridina brauchst du Osmosewasser, Soil-Boden und mehr Erfahrung.
3. Beckenaufbau für Garnelenzucht
- Größe: 20–30 Liter reichen aus
- Boden: feiner Kies oder aktiver Soil
- Filter: HMF oder Luftheber mit feinem Schwamm
- Pflanzen: Moose, Farne, Schwimmpflanzen
- Einrichtung: Laub, Wurzeln, Verstecke
Wasserwerte (Neocaridina): GH 6–12, KH 3–8, pH 6,8–7,8
Wasserwerte (Caridina): GH 4–6, KH 0–1, pH 5,8–6,5
4. Fütterung – weniger ist mehr
Garnelen sind Dauerfresser. Ich füttere:
- 2–3× pro Woche spezielles Garnelenfutter (z. B. Mineralsticks)
- Zusätzlich: Brennnesselblätter, Spinat, Walnusslaub
- Alle 14 Tage: Staubfutter für Jungtiere
Wichtig: Nicht täglich füttern – sie ernähren sich viel von Aufwuchs, Mulm und Mikrofauna.
5. Fortpflanzung – einfach, wenn das Umfeld stimmt
Neocaridina vermehren sich bei passenden Wasserwerten wie von selbst:
- Tragende Weibchen (mit „Eifleck“) sind leicht erkennbar
- Nach ca. 3–4 Wochen schlüpfen winzige Garnelen (kein Larvenstadium)
- Keine Elternpflege, aber auch kein Kannibalismus
Caridina sind ähnlich, aber empfindlicher – Eiablage klappt nur bei stabilem Wasser, kaum Nitrat, konstanter Temperatur (21–24 °C).
6. Jungtiere schützen
- Feiner Mulmgrund und Moospolster fördern Mikroorganismen
- Keine großen Mitbewohner (auch keine kleinen Fische!)
- Filter sichern mit feinem Ansaugschutz
Ich lasse meine Garnelenbecken immer leicht veralgen – das sieht nicht perfekt aus, bietet aber wertvollen Aufwuchs für den Nachwuchs.
7. Genetik und Linienpflege
Gerade bei Caridina wichtig:
- Linien nicht mischen – z. B. keine Crystal Red mit Tiger Bee
- Regelmäßige Selektion – schwache oder farblose Tiere auslesen
- Alle 12 Monate neues Blut einbringen – aber aus derselben Linie
Ich führe Buch über Farbverteilung, Häufigkeit von „Fehlfarben“ und die Entwicklung über Generationen – lohnt sich!
Fazit: Garnelenzucht ist mehr als Deko
Mit etwas Geduld und einem Sinn fürs Detail kannst du wunderschöne, stabile Garnelenpopulationen aufbauen – und dabei viel über Verhalten, Genetik und Mikrobiologie lernen.
Und das Beste: Es geht auch auf kleinstem Raum.
Herzlich,
Haustier Blogger
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