Der zweite Versuch: Was ich aus meinem gescheiterten Zuchtprojekt gelernt habe
Erfolg ist kein gerader Weg. In der Aquaristik – besonders bei der Fischzucht – lernst du oft mehr aus Fehlern als aus Glückstreffern. Heute erzähle ich dir von einem Projekt, das gründlich schiefging. Und warum ich trotzdem froh bin, es gemacht zu haben.
1. Der Plan war gut – dachte ich
Ich wollte Mikrogeophagus altispinosus züchten – den Bolivianischen Schmetterlingsbuntbarsch. Sanftmütig, wunderschön, paarbildend, mit ausgeprägter Brutpflege. Ich hatte mich wochenlang eingelesen, das Becken sorgfältig eingerichtet:
- 60 l, Sandboden, Wurzeln, großblättrige Pflanzen
- pH 6,8, GH 6, Temperatur konstant bei 27 °C
- ein harmonisierendes Paar aus dem Fachhandel
Die ersten Tage liefen gut. Balz, Nestbau – dann sogar Laichen. Ich war euphorisch.
2. Der erste Rückschlag
Nach dem Laichen verschwanden die Eier über Nacht. Kein Pilzbefall, keine Fressfeinde – ich hatte den Verdacht: die Eltern selbst.
Beim zweiten Versuch das gleiche. Und beim dritten.
Meine erste falsche Reaktion: Ich habe sofort den pH-Wert verändert, die Temperatur erhöht, das Licht angepasst. Ergebnis: Stress. Die Fische hörten ganz auf zu balzen.
3. Der blinde Fleck: Ich selbst
Ich hatte alles optimiert – aber mich selbst nicht. Ich war zu oft am Becken, habe ständig Futter nachgelegt, Wasser gewechselt, beobachtet, fotografiert.
Fazit: Ich war der Stressfaktor. Die Tiere hatten keine Ruhe zur Brutpflege.
4. Der zweite Versuch – Monate später
Ich habe eine Pause gemacht. Neues Paar, neues Becken – aber diesmal: weniger Kontrolle, mehr Vertrauen.
- Nur 1× täglich Sichtkontrolle
- Wasserwechsel nur bei Bedarf
- Fütterung regelmäßig, aber zurückhaltend
- Becken abgedeckt mit Rückwandfolie – kein Sichtkontakt zu mir
Ergebnis: Laichen nach 12 Tagen. Diesmal blieben die Eier – und schlüpften.
5. Die Lehre: Fehler sind Werkzeuge
Ich habe durch das Scheitern gelernt:
- Geduld ist der größte Erfolgsfaktor
- Weniger Eingriffe bedeuten mehr Stabilität
- Vertrauen in natürliche Abläufe ist essenziell
- Stress wirkt subtil, aber durchdringend
Ich bin heute ein ruhigerer Züchter – und erfolgreicherer.
6. Rückblick mit Dankbarkeit
Ich erinnere mich gerne an diese gescheiterten Versuche – nicht mit Frust, sondern mit Respekt. Die Fische haben mir viel beigebracht. Über Biologie. Über Verantwortung. Über mich selbst.
Fazit: Wenn du scheiterst, mach’s bewusst
Schreibe mit, beobachte, reflektiere. Und: Sprich mit anderen. Ich habe viele wertvolle Tipps erst bekommen, als ich offen über meine Fehler gesprochen habe.
Also: Wenn es bei dir nicht klappt – bleib dran. Vielleicht ist der zweite Versuch nicht nur besser. Sondern der richtige.
Herzlich,
Haustier Blogger
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