Zucht im Gesellschaftsbecken: Funktioniert das wirklich?
„Zucht im Gesellschaftsbecken? Das geht doch nie gut.“ – Diesen Satz höre ich oft. Und ja, Zuchterfolg in einem gemischten Aquarium ist schwieriger. Aber unmöglich ist es nicht.
In diesem Blogpost erzähle ich dir, wie ich erfolgreich Nachwuchs in einem 200-Liter-Gesellschaftsaquarium großgezogen habe – trotz Skalaren, Panzerwelsen und Guppys. Und worauf du achten musst, wenn du es selbst versuchen willst.
1. Die Vorteile – warum überhaupt im Gesellschaftsbecken züchten?
- Kein separates Aufzuchtbecken nötig
- Natürlicheres Verhalten der Tiere
- Weniger Technik, weniger Platzbedarf
- Weniger Stress für die Tiere durch Umsetzen
Besonders bei Arten mit Brutpflege oder hoher Nachzuchtzahl (z. B. lebendgebärende Zahnkarpfen, Barsche, manche Salmler) kann es funktionieren – wenn du die Bedingungen beachtest.
2. Die Risiken – und wie du sie minimierst
Der größte Feind: Mitbewohner mit Appetit.
- Fressfeinde: Skalare, größere Barben, selbst ausgewachsene Guppys
- Stress durch Revierkämpfe: besonders während der Laichphase
- Keine Kontrolle über Jungtiere: schwerer zu zählen, selektieren, beobachten
Meine Lösung: gezielte Einrichtung und Schutzräume für Jungfische.
3. Die Beckenstruktur entscheidet
Ein gut strukturiertes Becken kann Wunder wirken:
- Dichte Pflanzenzonen mit Javamoos oder Hornkraut
- Schwimmpflanzen zur Lichtreduzierung
- Korkröhren, Wurzeln und Steinaufbauten als Rückzugsorte
- Feines Laub für Mikroorganismen und Deckung
Ich habe mit schwimmenden Moosinseln auf Korkstücken experimentiert – dort verstecken sich Jungfische besonders gut.
4. Futter gezielt einsetzen
Um die Jungfische zu fördern:
- Sehr feines Staubfutter punktuell in Pflanzennestern
- Mikrowürmchen oder Artemia-Nauplien direkt per Pipette zwischen Moos geben
- Mehrmals täglich füttern – kleine Portionen
Wichtig: Nicht überfüttern – sonst steigen Nitratwerte und die Erwachsenen werden „appetitlich aktiv“.
5. Elternpflege bewusst zulassen oder unterbrechen?
Bei brutpflegenden Arten (z. B. Apistogramma) kannst du bewusst die Eltern im Becken lassen – wenn:
- sie ihr Revier klar abgrenzen können
- keine aggressiven Mitbewohner zu nah kommen
- du viel Deckung bietest
Ich habe ein 20-cm großes Wurzelstück so platziert, dass nur die Eltern durchpassen – das schützt nicht nur die Gelege, sondern auch die Elterntiere vor Dauerstress.
6. Wenn’s doch schiefgeht: Plan B
Wenn du merkst, dass Jungfische dauerhaft verschwinden:
- Nutze Laichboxen oder Ablaichkästen
- Setze tragende Weibchen (z. B. Guppy, Platy) in eine Schwimmbox
- Fange die Jungtiere direkt nach dem Freischwimmen ab und überführe sie ins Aufzuchtbecken
Ich habe zur Not immer ein 10-Liter-Notbecken mit Schwammfilter bereit stehen.
Fazit: Zucht im Gesellschaftsbecken ist möglich – aber nicht für alle
Wer clevere Einrichtung, selektive Fütterung und Beobachtung kombiniert, kann auch im Gemeinschaftsaquarium erfolgreiche Nachzuchten großziehen. Es ist keine Garantie – aber ein spannender, naturnaher Ansatz.
Ich sehe Zucht nicht nur als Methode – sondern auch als Gelegenheit, meine Tiere intensiver zu verstehen. Und genau das bietet ein Gesellschaftsbecken: echte Interaktion.
Herzlich,
Haustier Blogger
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