Vom Tümpel ins Becken: Wie ich mein eigenes Lebendfutter draußen sammele

Es war ein Frühlingsnachmittag, als ich zum ersten Mal mit einem alten Käscher an den Dorfweiher ging. Ich hatte gelesen, dass man dort Kleinstlebewesen fangen kann, sogenanntes „Tümpelfutter“. Was ich nicht wusste: Es würde meine Zuchtpraxis grundlegend verändern.

Heute nehme ich dich mit in die Welt des selbst gesammelten Lebendfutters – vom richtigen Tümpel über sicheres Sieben bis zum Einsatz im Zuchtaquarium.

1. Was ist Tümpelfutter?

Unter „Tümpelfutter“ versteht man eine bunte Mischung aus:

  • Daphnien (Wasserflöhe)
  • Moina (kleinere Daphnienarten)
  • Zyklops (Ruderfußkrebse)
  • Muschelkrebse, Wasserflöhe, Rädertierchen
  • Larven von Zuckmücken oder Eintagsfliegen

Sie sind nährstoffreich, regen den Jagdinstinkt an – und sind natürlicher als jedes Frostfutter.

2. Der richtige Tümpel

Ideal sind:

  • kleine, sonnige Weiher oder Teiche ohne Fische
  • stark verkrautete Uferzonen
  • stehendes oder langsam fließendes Wasser

Ich meide Kanäle, Flüsse oder Fischteiche – dort lauern Raublarven oder potenzielle Krankheitserreger.

3. Die Ausrüstung

  • Feines Siebnetz (Planktonkescher, 150–200 µm)
  • Weiße Kunststoffschüssel (zum Sammeln und Beobachten)
  • Transportbehälter (z. B. große PET-Flasche mit Tümpelwasser)
  • Optional: Lupe oder Smartphone mit Makrolinse

Ich gehe nie ohne Sonnencreme und Gummistiefel – man wird überraschend schnell eingesogen …

4. Sammeltechnik

  • Langsame, waagerechte Bewegungen knapp unter der Wasseroberfläche
  • Besonders dort, wo Pflanzen überhängen oder Mulm aufgewühlt wird
  • Netz regelmäßig in die Schüssel ausklopfen und Sichtkontrolle machen

Bei gutem Licht sieht man schnell zappelnde Punkte, manchmal orange gefärbt (Moina), manchmal durchsichtig (Daphnien).

5. Zu Hause: Sichtung und Reinigung

  • Futter durch feines Sieb abgießen (kein Mulm!)
  • Mit sauberem Aquariumwasser abspülen
  • 5–10 Minuten in einer separaten Schüssel „klären“ lassen

Wichtig: Ich verfüttere nie direkt aus dem Tümpel – immer nach Zwischenlagerung und Kontrolle!

6. Fütterung im Aquarium

  • Nur kleine Mengen pro Gabe – frisch verfüttern
  • Jungfische: Nur Mikroplankton (Sieb mit 100 µm nutzen)
  • Erwachsene Tiere: Daphnien und Co. je nach Maulgröße

Ich nutze oft eine Pipette oder Tropfflasche für gezieltes Platzieren – so finden Jungtiere das Futter schneller.

7. Risiken und Vorsicht

  • Räuberlarven: Libellenlarven, Rückenschwimmer – rausfiltern!
  • Parasiten: Sehr selten, aber möglich – darum nie bei kranken Fischen verfüttern
  • Überfütterung: Wasserwerte im Blick behalten!

Einmal fand ich eine Wasserspinne – faszinierend, aber im Aquarium absolut unerwünscht.

8. Tümpel als Dauerquelle

Ich habe inzwischen drei „Stellen“ in meiner Umgebung, die ich alle 1–2 Wochen anfahre – immer abhängig von Jahreszeit, Wetter und Temperatur.

Einige Aquarianer bauen sich sogar Mini-Tümpel im Garten – mit Mörtelkübel, Wasserpflanzen und ein bisschen Geduld.

Fazit: Futter sammeln ist mehr als nur Nahrung

Für mich ist der Gang zum Tümpel Meditation, Abenteuer – und Teil meines Zuchterfolgs. Die Fische danken es mit Vitalität, Farbe und hohem Nachwuchs.

Und wenn du das erste Mal zusiehst, wie ein winziger Corydoras eine Moina jagt – weißt du: Es war die Mühe wert.

Herzlich,
Haustier Blogger

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