Vom Laich bis zum Abgabealter: Mein Wochenplan für eine erfolgreiche Aufzucht

Jungfische aufziehen ist keine Glückssache – es ist Organisation. Nachdem ich in meinen ersten Zuchtjahren oft planlos durch die Wochen gestolpert bin, habe ich heute für jede Art einen festen Zeitplan. Hier zeige ich dir mein generelles Wochen-Schema – vom Laich bis zum verkaufsfähigen Fisch.

Woche 0: Der Laich ist da

Sobald ein Gelege sichtbar ist, beginne ich mein Protokoll. Wichtig in dieser Phase:

  • Gelegeort fotografieren und dokumentieren
  • Elternverhalten beobachten – kümmern sie sich?
  • Notfalls Laich entnehmen und in separatem Behälter mit Belüftung überführen

Ich lasse die Eier meist im Ursprungsbecken – gute Brutpflege ist für mich Zuchtziel Nummer 1.

Woche 1: Schlupf & Erstversorgung

Ab dem 3.–5. Tag schlüpfen meist die Larven. Dann heißt es:

  • Sanfte Belüftung durch Sprudelstein oder Luftheber
  • Jeden Tag 10–20 % Wasserwechsel mit abgestandenem Wasser
  • Ab Tag 4: Infusorien oder Mikroorganismen über Javamoos, ggf. Staubfutter

Ich beobachte viel – fressen sie? Sind sie mobil? Gibt es Fehlbildungen?

Woche 2: Futteraufbau & Gruppenverhalten

  • Artemia-Nauplien 2–3× täglich frisch geschlüpft
  • Jungfische sortieren sich nach Größe – gleichmäßige Futterverteilung ist wichtig
  • Erste Verluste möglich – dokumentieren!

Ich beginne mit ersten Strukturierungen im Becken: Javamoos, kleine Wurzelstücke, Sichtschutz.

Woche 3: Wachstum & erste Charakterzüge

Die Jungfische fressen gierig, wachsen zügig und entwickeln allmählich ihre artspezifischen Farben und Flossenformen.

  • Fütterung: Artemia, Mikrowürmer, feines Trockenfutter im Wechsel
  • Filterleistung leicht erhöhen
  • Wasserwechsel 20–30 % alle zwei Tage

Bei Gruppen mit territorialem Verhalten erste Rangkämpfe beobachten.

Woche 4–5: Erste Selektion

  • Kleinwüchsige oder auffällige Tiere ggf. separat aufziehen
  • Futterumstellung auf größere Partikel – z. B. Cyclops, feines Frostfutter
  • Beginn mit Standortwechsel in größere Aufzuchtbecken (falls nötig)

Ich achte jetzt verstärkt auf äußere Merkmale: Flossenform, Färbung, Aktivität.

Woche 6–8: Endgröße erreichen

Die Tiere nehmen nun schnell an Volumen zu – das Becken muss sauber und nährstoffarm bleiben.

  • Fütterung 2× täglich, sparsam und abwechslungsreich
  • Biofilter regelmäßig spülen (nur Beckenwasser verwenden!)
  • Einzelne Tiere fotografieren für spätere Auswahl

Woche 9–12: Verkaufsfähigkeit herstellen

Ab der 9. Woche sind die meisten Arten groß genug, um abgegeben zu werden. Ich achte auf:

  • Mindestens 2,5–3 cm Größe
  • Volle Schwimmfähigkeit & typische Bewegungsmuster
  • Keine äußeren Defekte

Vor der Abgabe setze ich die Fische für 3–4 Tage in ein separates Absetzbecken zur Beobachtung.

Dauerhafte Dokumentation

Ich dokumentiere bei jedem Wurf:

  • Elterntiere (Alter, Herkunft, Verhalten)
  • Gelegegröße und geschätzte Schlupfrate
  • Verluste und vermutete Ursachen
  • Verlauf der Aufzucht in Stichpunkten

Das ist keine Pflicht – aber Gold wert bei späterer Wiederholung derselben Art oder Linie.

Fazit: Ein Plan ersetzt nicht das Beobachten – aber er hilft enorm

Durch meine Wochenstruktur vermeide ich Panikreaktionen, Überfütterung, plötzliche Umbauten. Alles hat seinen Platz – und wenn mal etwas schiefläuft, finde ich schnell den Punkt im Ablauf, an dem ich justieren muss.

Fischzucht ist kein Chaos – sondern eine leise, strukturierte Kunst.

Herzlich,
Haustier Blogger

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