Vom Ei zum Fisch: Ein Tag im Leben meiner Zuchtstation
Jeder Tag beginnt mit einem Blick ins Wasser. Während andere ihren Kaffee aufsetzen, ziehe ich leise die Vorhänge zur Seite, schalte das Licht in meiner Zuchtstation ein – und bin für einen Moment einfach nur Beobachter.
Heute gebe ich dir einen Einblick in meinen Tagesablauf als engagierter Hobby-Züchter. Kein Labor, keine industrielle Technik – aber Struktur, Erfahrung und viel Gefühl.
6:30 Uhr – Licht an, Leben erwacht
Mit einer Zeitschaltuhr geht das Licht sanft an. Ich betrete den Raum, höre das leise Blubbern der Luftheberfilter, sehe erste Bewegungen: Flossen, die sich strecken, Garnelen, die aus Moos kriechen.
Ich überprüfe alle Becken visuell: Verhalten, Fresslust, mögliche Verletzungen. Eine Stirnlampe hilft, auch die dunklen Ecken zu inspizieren.
7:00 Uhr – Erste Fütterung
Jetzt wird es lebendig: Ich verfüttere frisch geschlüpfte Artemia-Nauplien, Mikrowürmchen und Infusorien – je nach Altersstufe der Jungtiere. Dabei dosiere ich per Pipette direkt an geschützte Stellen wie Wurzeln oder Moospolster.
Erwachsene Tiere bekommen Frostfutter oder weiches Granulat – alles in Maßen, um Wasserbelastung zu vermeiden.
8:00 Uhr – Wasser testen & notieren
Ich messe jeden zweiten Tag Stichproben bei pH, GH, KH, Nitrit und Temperatur – vor allem in Aufzuchtbecken. Abweichungen werden dokumentiert und später analysiert.
Ich verwende einfache Tropfentests und trage alles in ein handschriftliches Zuchtjournal ein.
8:30 Uhr – Mikrokulturen pflegen
- Neue Artemia-Ansätze für morgen vorbereiten
- Mikrowürmer umsetzen
- Infusorien auffrischen
- Futterreste entfernen
Manche Kulturen leben seit Monaten in kleinen Gläsern auf meinem Regal – eine winzige Welt für den Erfolg meiner Nachzuchten.
Mittagsruhe – auch für die Tiere
Zwischen 11:00 und 14:00 Uhr bleibt das Licht auf Sparbetrieb. Die Tiere ruhen, das Wasser bleibt ruhig – eine Art biologische Siesta.
In dieser Zeit kontrolliere ich Material: Filtermatten, Thermometer, Ersatzteile, Zuchtboxen.
14:30 Uhr – Pflegearbeiten
Jetzt beginne ich mit gezielten Wasserwechseln:
- 20–30 % in Zuchtbecken
- 10–15 % in Aufzuchtbecken mit empfindlichen Jungtieren
Ich arbeite langsam, mit weichem Schlauch, um keine Panik auszulösen. Gleichzeitig entferne ich Futterreste und kontrolliere Mulmaufkommen.
16:00 Uhr – Selektion und Beobachtung
In regelmäßigen Abständen selektiere ich Jungfische:
- Stärkste Tiere in eine separate Linie
- Schwache oder deformierte Tiere umsiedeln oder human entnehmen
Bei Garnelen achte ich auf Farbentwicklung, bei Fischen auf Wachstum, Flossenform und Verhalten.
17:00 Uhr – Zweite Fütterung
Jetzt wieder Lebendfutter – meist Artemia, Daphnien oder Enchyträen. Ich nutze Lichtreflexe, um die Tiere gezielt anzulocken und die Fresslust zu fördern.
Ich beobachte genau, wie aggressiv oder scheu gefressen wird – das verrät viel über den Zustand des Beckens.
18:30 Uhr – Notizen, Zuchtbuch, Planung
Ich notiere neue Gelege, erstes Freischwimmen, Färbungen und Verhaltensänderungen. Jede Linie bekommt ihre eigene Seite im Buch – mit Daten, Beobachtungen, Paarungen und Besonderheiten.
Ich plane auch: Wann soll eine Linie verpaart werden? Wo muss Platz geschaffen werden? Welche Tiere gebe ich demnächst ab?
20:00 Uhr – Abendruhe
Die Zeitschaltuhr dimmt das Licht. Noch ein letzter Blick durch die Reihen. Ich stehe oft einfach nur da, still, und schaue den Tieren zu.
Ein Tag, der ruhig beginnt, diszipliniert abläuft und friedlich endet. Kein Stress, kein Lärm – nur Blasen, Licht, Bewegung.
Fazit: Zucht ist keine Hektik – es ist Rhythmus
Wer denkt, Fischzucht sei Chaos und Technik – irrt. Es ist vielmehr ein ruhiger Tanz zwischen Kontrolle und Loslassen. Und jeden Tag lerne ich ein wenig mehr, wie man mit Wasser lebt.
Herzlich,
Haustier Blogger
Kommentare
Kommentar veröffentlichen