Nachwuchs verhungert? Die Kunst der richtigen Erstfütterung

Das erste Futter entscheidet über Leben und Tod. Viele Züchter erleben es: Der Nachwuchs schlüpft – und verschwindet. Oft liegt es nicht an Wasser oder Genetik, sondern daran, dass die Kleinen schlicht verhungern.

In diesem Beitrag erfährst du alles zur richtigen Erstfütterung – von der Wahl der Futtersorte über Zeitpunkte bis zur Futtermenge. Damit dein Nachwuchs nicht nur schlüpft, sondern auch gedeiht.

1. Warum sterben so viele Jungfische in den ersten Tagen?

Weil sie kein geeignetes Futter finden. Viele Arten sind auf Mikroorganismen angewiesen, die in kargen Becken kaum vorhanden sind. Die wenigen Reserven nach dem Dottersack reichen nur 1–3 Tage.

Ergebnis: Die Fische sterben mit vollem Bauch – an unverdaulicher Nahrung – oder mit leerem Bauch – aus Mangel an passender Größe.

2. Wann beginnt die Fütterung?

Sobald der Dottersack weitgehend aufgenommen ist – oft am 2. oder 3. Lebenstag. Ich beginne dann mit Mikroinfusorien und übergehe schrittweise zu größerem Futter.

3. Die besten Erstfuttersorten

  • Infusorien: Selbst angesetzt oder aus Zuchtansätzen (z. B. Paramecien)
  • Essigälchen: perfekt für kleinste Arten wie Rasboras oder Salmler
  • Mikrowürmchen: ab Tag 3–5, ideal für Lebendgebärende oder Barsche
  • Artemia-Nauplien: Klassiker, aber nur bei größeren Arten ab Tag 4–5 geeignet
  • Staubfutter: z. B. Sera Micron, aber vorsichtig dosieren!

Mein Tipp: Ich kombiniere Infusorien (2× täglich) mit Staubfutter (1× täglich) – später ersetzt durch Artemia.

4. Wie oft füttern?

Jungfische haben keinen Magen – sie brauchen häufige, kleine Portionen. Ich füttere:

  • in den ersten 7 Tagen: 3–5× täglich
  • ab Woche 2: 2–3× täglich
  • nach 3 Wochen: langsam auf 2× täglich reduzieren

Ich stelle oft einen Wecker – so kommt kein Fütterungsschritt zu kurz.

5. Wie viel füttern?

Weniger ist mehr. Trübes Wasser ist schlecht für die Kiemenentwicklung und die Wasserwerte.

  • Nur so viel, wie in 15 Minuten aufgenommen wird
  • Reste nach 30 Minuten absaugen
  • Wasserwechsel 1× täglich (mind. 20 %)

Beobachtung: Sitzen Jungfische regungslos am Boden, war es zu viel. Schwimmen sie aktiv und gleichmäßig: optimale Fütterung.

6. Futterkultur ansetzen – einfach gemacht

Infusorien: Ein Stück Salatblatt in ein Glas abgestandenes Wasser legen, warm stellen. Nach 2 Tagen besiedeln Mikroorganismen das Wasser – fertig.

Essigälchen: Apfelessig mit Wasser (1:1), Zucker und einem Tropfen Kultur – alle 3 Tage absieben.

Mikrowürmer: Haferflockenbrei + Hefe + Kultur in Tupperdose. Deckel locker auflegen. Nach 3 Tagen von den Wänden absammeln.

Artemia: Salzwasser, starke Belüftung, 24–36 Stunden bei 26 °C. Licht zieht die Nauplien zum Absammeln an.

7. Der Fütterungsplatz entscheidet mit

Ich beobachte oft: Futter treibt durch zu viel Strömung weg. Oder Jungfische konzentrieren sich in toten Zonen.

  • Kein Filterstrahl direkt auf die Futterzone
  • Futter möglichst zentral platzieren
  • Becken nur minimal belüften

Ich nutze eine Einhängebox mit flachem Wasserstand für die ersten 5 Tage – dann umsetzen ins Aufzuchtbecken.

Fazit: Futter ist Verantwortung

Die richtige Erstfütterung ist der Schlüssel zu stabilen Nachzuchten. Beobachte, teste, kombiniere – und gib deinen Jungfischen die Chance zu wachsen.

Erst wenn du Futter denkst wie Wasser, wirst du echten Zuchterfolg erleben.

Herzlich,
Haustier Blogger

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