Meine drei größten Fehlschläge – und was ich daraus gelernt habe

Jeder Aquarianer hat sie – die Geschichten, über die man anfangs lieber nicht spricht. Gelege, die verschwinden. Becken, die kippen. Fische, die plötzlich sterben. Heute teile ich meine drei größten Fehlschläge – nicht, um dich zu erschrecken, sondern um dir Mut zu machen. Denn aus Fehlern wächst Erfahrung.

1. Der Nitrit-Schock nach einem "harmonischen" Wasserwechsel

Es war mein erstes größeres Zuchtbecken – 120 Liter, ein harmonisches Paar Apistogramma cacatuoides, mit frisch geschlüpften Jungfischen. Ich war stolz. Und übervorsichtig. Also machte ich einen großen Wasserwechsel – 70 %, um „alles frisch zu halten“.

Fehler: Ich hatte nicht bedacht, dass der Filter auf die „alte“ Biologie eingestellt war. Der massive Wechsel spülte wichtige Mikroorganismen weg – und das Nitrit stieg über Nacht ins Unmessbare.

Folge: Alle Jungfische tot, das Weibchen innerhalb von 48 Stunden ebenfalls. Der Mann überlebte – sichtbar angeschlagen.

Was ich gelernt habe:

  • Nie mehr als 30–40 % Wasser auf einmal wechseln, besonders bei besetzten Aufzuchtbecken
  • Filter nie parallel reinigen
  • Nitrittest immer griffbereit

Heute nutze ich zusätzlich einen Bio-Booster bei größeren Wechseln – sicher ist sicher.

2. Die „traumhafte“ Gruppenverpaarung – und der tägliche Krieg

Ich wollte mal etwas Besonderes: statt einem Paar vier Weibchen und zwei Männchen L-Welse im 100-l-Zuchtbecken. Doppelt so viele Chancen, dachte ich. Was ich bekam: tägliche Revierkämpfe, verletzte Tiere – und null Gelege.

Fehler: Ich hatte zwar viele Höhlen eingebracht – aber alle im gleichen Stil und zu nah beieinander. Es gab keine eindeutigen Territorien, kein Rückzugsgefühl, keine Hierarchie.

Folge: Ständiges Umgraben, Flossenschäden, Stress. Ein Weibchen starb nach zwei Wochen an bakterieller Sekundärinfektion. Die anderen fütterten kaum.

Was ich gelernt habe:

  • Gruppenzucht funktioniert nur mit extrem viel Platz (mind. 150–180 l)
  • Höhlen müssen sich unterscheiden – in Ausrichtung, Material und Lichtverhältnissen
  • Ruhezonen müssen durch klare Sichtbarrieren entstehen

Heute setze ich maximal 1 Paar pro 60–80 l – lieber mehrere kleine Becken als ein chaotisches Großbecken.

3. Die Fütterung „nach Gefühl“ – und die schleichende Katastrophe

Ich fütterte gern. Zu gern. Staubfutter, Lebendfutter, Pasten – manchmal 4–5× am Tag. Anfangs wuchsen die Jungtiere gut – dann blieben sie stehen. Das Wasser wurde trüber, die Werte verschoben sich. Erst als Fische apathisch wurden, reagierte ich.

Fehler: Ich hatte den Filter überfordert – und gleichzeitig nie den Bodengrund abgesaugt. Die Mulmzone verwandelte sich in eine anaerobe Giftquelle.

Folge: 30 % Verlustquote bei einer ganzen Brut, über Wochen. Keine äußeren Symptome – aber schleichendes Sterben.

Was ich gelernt habe:

  • Futtermenge immer dokumentieren – lieber zu wenig als zu viel
  • Einmal täglich Mulm saugen – auch bei kleinen Becken!
  • Filter regelmäßig überprüfen: strömungslos heißt fast immer „verstopft“

Ich nutze inzwischen ein digitales Futterprotokoll – mit Uhrzeit, Futterart und Menge. Es wirkt übertrieben – aber ich sehe rechtzeitig, wenn die Entwicklung kippt.

Fazit: Fehler sind Teil des Lernens – wenn man ehrlich zu sich ist

Ich hätte viele dieser Situationen verhindern können – aber auch nie so viel über Mikroklima, Biologie und Fischverhalten gelernt. Heute bin ich dankbar für diese Rückschläge. Sie haben mich zu einem besseren Züchter gemacht.

Und vielleicht helfen sie dir dabei, genau diese Fehler nicht selbst zu machen.

Herzlich,
Haustier Blogger

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