Kein Filter, kein Problem? Wie du auch ohne Technik erfolgreich züchtest

Zucht ganz ohne Filter? Klingt gewagt – ist aber möglich. Seit einigen Jahren experimentiere ich mit techniklosen Zuchtsystemen. Und ich kann sagen: Es funktioniert – wenn man die Natur machen lässt.

In diesem Beitrag zeige ich dir, wie du ein Filter-freies Zuchtaquarium einrichtest, welche Arten sich dafür eignen und worauf du achten musst, damit das biologische Gleichgewicht stabil bleibt.

1. Warum überhaupt ohne Technik?

Filter sorgen zwar für Umwälzung und biologische Reinigung – sie bringen aber auch:

  • Strömung (ungünstig für viele Laichmethoden)
  • Mechanische Störung (z. B. Jungfisch-Einsaugung)
  • Technikabhängigkeit (Stromausfall = Risiko)

Ein Aquarium ohne Filter ist leiser, natürlicher – und unter bestimmten Bedingungen sogar stabiler als ein Technikbecken.

2. Was ersetzt den Filter?

  • Pflanzen: besonders schnellwüchsige Arten wie Hornkraut, Wasserpest, Froschbiss
  • Laub: z. B. Seemandelbaum, Buche – bindet Schadstoffe und liefert Mikroflora
  • Bakterienkolonien: in Mulm, Boden und auf Oberflächen

Das Herzstück ist der „biologische Teppich“ – eine Mischung aus Mikroorganismen, die das Wasser sauber halten. Ich nenne ihn meinen unsichtbaren Filter.

3. Welche Arten eignen sich?

Vor allem ruhige, sauerstoffunempfindliche Arten aus Stillgewässern:

  • Labyrinthfische (z. B. Betta splendens, Colisa lalia)
  • Zwergbuntbarsche (z. B. Apistogramma borellii)
  • Kleine Salmler (z. B. Hyphessobrycon amandae)
  • Garnelen und Schnecken

Vorsicht: Keine großen, stark sauerstoffbedürftigen Arten wie Skalare oder größere Welse!

4. Einrichtung eines techniklosen Zuchtbeckens

  • Beckengröße: ideal 12–25 Liter für kleine Arten
  • Substrat: feiner Sand oder dunkler Kies, nicht zu dick
  • Bepflanzung: viel! Schwimmpflanzen + Moose + Hintergrundpflanzen
  • Einrichtung: Wurzeln, Laub, Höhlen für Struktur
  • Wasser: idealerweise mit Regenwasser oder Osmosewasser starten

Ich lasse jedes Becken 10–14 Tage „einlaufen“, bevor ich Fische einsetze – mit täglicher Beobachtung und gegebenenfalls Mikrofauna-Zugabe.

5. Wasserwechsel und Pflege

Auch ohne Technik ist Pflege nötig:

  • alle 2–3 Tage etwa 10 % Wasser wechseln
  • kein Absaugen des Bodengrundes – Mulm ist wichtig!
  • Futterreste direkt mit Pipette entfernen
  • Pflanzen bei Bedarf ausdünnen

Ich verwende dafür eine große Spritze mit Schlauch – leise, präzise, jungfischsicher.

6. Fütterung ohne Wasserbelastung

Weniger ist mehr. In techniklosen Becken füttere ich sehr sparsam:

  • nur Lebendfutter oder sehr feines Staubfutter
  • keine Flocken oder Tabletten
  • mehrere kleine Mahlzeiten, nie „satt füttern“

Profi-Tipp: Ich ziehe Artemia-Nauplien direkt in der Nähe des Zuchtbeckens auf – so kann ich punktgenau füttern.

7. Licht und Temperatur

  • Licht: LED-Leiste mit Zeitschaltuhr (8–10 Stunden täglich)
  • Temperatur: Zimmertemperatur (21–24 °C) reicht für viele Arten

Ich verzichte bewusst auf Heizstab – die leichten Tagesschwankungen scheinen das Brutverhalten bei meinen Betta-Arten sogar zu fördern.

8. Vorteile für die Aufzucht

  • Jungfische haben mehr Mikroorganismen als Erstfutter
  • Keine Einsauggefahr durch Filter
  • Ruhe fördert Nestbau und Brutpflege

Ich konnte so mehrfach komplette Gelege erfolgreich großziehen – ohne Luftheber, ohne Filter, ohne Technik.

Fazit: Technikfrei heißt nicht pflegefrei

Ohne Filter zu züchten ist möglich – aber es erfordert Verständnis, Beobachtung und Disziplin. Du wirst dafür belohnt mit stillen, natürlichen Becken und sehr vitalen Nachzuchten.

Probier es aus – und du wirst sehen: Weniger kann mehr sein.

Herzlich,
Haustier Blogger

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