Aquarienhygiene in der Zucht: Sauberkeit ohne Sterilität

„Ein sauberes Becken ist ein gesundes Becken“ – stimmt. Aber: „Steril ist besser“ – stimmt nicht!

Gerade in der Zucht kommt es auf eine Balance an: Du brauchst gute Mikroflora, stabile Biofilme und funktionierende biologische Prozesse – und gleichzeitig wenig organische Belastung.

In diesem Beitrag zeige ich dir, wie du dein Zuchtbecken sauber hältst, ohne es zu sterilisieren – und warum etwas Mulm manchmal mehr hilft als schadet.

1. Mulm – Feind oder Freund?

Viele sehen Mulm als Schmutz. Aber er ist auch:

  • Siedlungsfläche für Mikroorganismen
  • Futterquelle für Jungfische
  • Puffer gegen Ammonium/Nitrit

Regel: Sichtbaren Mulm regelmäßig absaugen – aber nicht jede Ecke des Beckens auf Hochglanz bringen.

2. Bodenpflege mit Augenmaß

Ich reinige nie den gesamten Boden auf einmal. Stattdessen:

  • 1× wöchentlich punktuell mit einem dünnen Schlauch absaugen
  • nur offene Flächen reinigen – unter Wurzeln bleibt Mulm liegen
  • beim Absaugen nur 10–15 % Wasser entnehmen – kleine Wechsel

Tipp: Dünne Silikonschläuche (6/4 mm) ermöglichen präzises Saugen ohne Jungfische zu gefährden.

3. Filter – nicht zu oft säubern

Ein überreinigter Filter verliert seine biologische Leistung. Ich mache:

  • Innenfilter alle 3–4 Wochen ausspülen (in Beckenwasser!)
  • Filtermaterial niemals komplett wechseln
  • Nur grobe Partikel entfernen, nicht „blankwaschen“

Achtung: Nach Filterreinigung pH und Nitrit kontrollieren – die biologische Kapazität kann vorübergehend schwanken.

4. Glas und Technik: Sichtbare Pflege

Ich putze die Frontscheibe 1× wöchentlich mit Magnetreiniger oder Wattepad. Rück- und Seitenscheiben lasse ich bewusst leicht veralgen – das hilft Mikrofauna und verringert Stress bei Jungfischen.

Technik wie Heizstab, Luftschlauch oder Luftheber wird nur bei sichtbarer Verschmutzung gereinigt.

5. Wasserwechsel – Schlüssel zur Hygiene

Sauberes Wasser ist halbe Miete. Aber auch hier gilt: nicht übertreiben. Ich mache:

  • 2–3× pro Woche 10–15 % Wechsel mit abgestandenem Wasser
  • Wasser aus Osmose oder Torffilterung – je nach Art
  • Kein UVC, keine chemischen Wasseraufbereiter

Ich beobachte das Verhalten der Fische – zeigen sie Unruhe nach dem Wasserwechsel, reduziere ich Häufigkeit oder Menge.

6. Hygiene in Aufzuchtboxen

Kleine Aufzuchtboxen sind besonders anfällig. Hier reinige ich:

  • täglich Futterreste absaugen (mit Pipette oder Schlauch)
  • Wasserwechsel 1–2× täglich (10–20 %)
  • Moos oder Laub regelmäßig austauschen, wenn es gammelt

Ich setze in Aufzuchtboxen oft kleine Schnecken ein (z. B. Blasenschnecken) – sie helfen, Futterreste zu verwerten.

7. Was ich nicht mache

  • Keine Desinfektion mit Chlor, Wasserstoffperoxid o. ä.
  • Keine vollständige Beckenreinigung während der Aufzucht
  • Keine UV-Klärer – sie töten auch nützliche Mikroorganismen

Stattdessen: biologische Stabilität fördern – durch Pflanzen, Wurzeln, lebende Mikroflora.

Fazit: Hygiene ist kein Zustand – sie ist ein Rhythmus

Die beste Zuchthygiene ist regelmäßig, vorsichtig, angepasst an den Zustand des Beckens. Wer überreinigt, zerstört den biologischen Kreislauf. Wer gar nichts tut, riskiert Zusammenbrüche.

Halte dich an den Mittelweg – dann bleibt dein Becken stabil, deine Fische gesund, und der Nachwuchs wächst wie von selbst.

Herzlich,
Haustier Blogger

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