Algen im Zuchtbecken: Feind oder geheimer Verbündeter?
Algen – der Albtraum jedes Aquarianers? Nicht unbedingt. In der Zuchtpraxis habe ich gelernt: Algen können lästig sein, ja. Aber sie sind nicht immer der Feind. Oft sogar das Gegenteil.
In diesem Beitrag erzähle ich dir, wie ich mit Algen im Zuchtbecken umgehe, wann ich sie bewusst fördere – und wie ich zwischen „gut“ und „gefährlich“ unterscheide.
1. Warum Algen überhaupt entstehen
Algen sind keine Panne – sie sind ein Zeichen:
- zu viel Licht
- zu viele Nährstoffe (v. a. Nitrat und Phosphat)
- unausgewogene Pflanzenkonkurrenz
Ich sehe Algen nicht als Schmutz, sondern als Reaktion – und beobachte, welche Art sich wo bildet.
2. Welche Algen ich toleriere – und warum
- Grünalgen: bilden auf Steinen & Scheiben dünne Filme – Jungfische raspeln hier gerne Mikroorganismen ab
- Kieselalgen: bei neuen Becken, temporär – harmlos, oft nützlich für Garnelen und Schnecken
- Pinselalgen: auf Holz & Technik – optisch unschön, aber in kleinen Mengen ungefährlich
Ich lasse bestimmte Algen gezielt an der Rückwand wachsen – als Rückzugsort und Biofilm-Quelle.
3. Die Algenarten, die ich vermeide
- Blaualgen (Cyanobakterien): giftig, bilden Teppiche, ersticken Laich und Jungtiere
- Schmieralgen: zähe Beläge, häufig bei altem Futter – Hinweis auf Überfütterung
- Fadenalgen: verfangen sich an Flossen und in Moos – Jungfischfallen!
Diese Arten bekämpfe ich gezielt mit Lichtregulierung, Fütterungsanpassung und Wasserwechsel.
4. So beeinflusse ich gezielt das Algenwachstum
- Hinterwand ungesäubert lassen, Frontscheibe regelmäßig reinigen
- Nur 6–8 Stunden Licht täglich, am besten mit Zeitschaltuhr
- Futterreste absaugen – vor allem bei Staubfutter
- Pflanzen gezielt setzen: Hornkraut, Wasserpest & Schwimmpflanzen entziehen Nährstoffe
Ich nutze sogar gezielt Sonnenlicht am Fensterplatz – aber nur morgens 1–2 Stunden, nie ganztägig.
5. Algen als Lebensraum
Was viele nicht wissen: Algenfilme beherbergen:
- Infusorien
- Kleinstlebewesen (z. B. Rädertierchen)
- Bakterienkolonien
Gerade frisch geschlüpfte Jungfische knabbern in den ersten Tagen genau hier – es ist eine Art „natürliche Aufzuchtnahrung“.
Daher entferne ich in Aufzuchtbecken Algen nie vollständig – ich gestalte sie nur um.
6. Algenstrategien in meinen Zuchtbecken
- Rückwand mit kontrolliertem Grünbelag
- Moose auf Lavastein, leicht bealgt
- Technik regelmäßig reinigen, um Ausbreitung zu verhindern
- 1× pro Woche gezielte Teilreinigung – keine Totalaktion!
Ich reinige nie alles gleichzeitig. Immer im Rhythmus – die Mikroflora braucht Kontinuität.
7. Wann ich Algen bewusst „züchte“
In einem speziellen Aufzuchtbecken mit winzigen L-Welsen habe ich Algen durch lange Beleuchtung und Phosphatdüngung gezielt gefördert – mit Erfolg. Die Jungtiere kleben stundenlang an den Scheiben und wachsen sichtbar schneller.
Warnung: Wer das probiert, muss regelmäßig Wasserwerte messen – sonst kippt das Becken schnell.
Fazit: Algen sind nicht schwarz oder weiß
Sie sind Indikator, Nahrungslieferant und Biotopbaustein – wenn man sie versteht. In der Zucht habe ich gelernt, mit ihnen zu leben, statt sie zu bekämpfen.
Und oft sind es genau die Algenfilme, an denen die ersten Lebenstage meiner Fische gesichert werden.
Herzlich,
Haustier Blogger
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