Licht und Dunkelheit: Warum die richtige Beleuchtung deine Zucht verändert

Die meisten Aquarianer denken bei Beleuchtung nur an Pflanzen. Doch in der Zucht ist Licht viel mehr: Es steuert Verhalten, beeinflusst Hormone und entscheidet darüber, ob sich deine Fische sicher fühlen – oder gestresst.

In diesem Beitrag erfährst du, wie du Licht gezielt zur Zuchtförderung einsetzt, welche Lichtarten sich eignen und warum Dämmerung oft wichtiger ist als Tageslicht.

1. Licht beeinflusst Balz und Brutverhalten

Viele Fischarten balzen nur zu bestimmten Tageszeiten – oft in den frühen Morgenstunden oder am Abend. In der Natur ist das Licht dann weich, diffus und rötlich. Im Aquarium hingegen: Schalter an – Flutlicht!

Ich simuliere daher einen Lichtverlauf:

  • 30 Minuten Sonnenaufgang: langsames Hochdimmen (z. B. mit LED-Controller)
  • Mittagspause: kurze Lichtpause von 1–2 Stunden (beruhigend bei hektischen Arten)
  • Abenddämmerung: sanftes Herunterdimmen

Ergebnis: ruhigeres Verhalten, weniger Revierkämpfe – und mehr Gelege!

2. Lichtfarben gezielt einsetzen

Nicht jede LED ist gleich. Lichtfarbe und -spektrum machen einen Unterschied:

  • Warmweiß (2700–4000K): ideal für Abenddämmerung, wirkt beruhigend
  • Neutralweiß (4000–6000K): Tageslichtsimulation, gut für Pflanzen und Sichtverhalten
  • Vollspektrum-LEDs: teuer, aber ideal für natürliche Darstellung und Verhalten

Ich arbeite mit zweikanaligen Leuchten, um über einen Tagesverlauf warmes und kühleres Licht zu kombinieren. Das wirkt nicht nur schöner – es wirkt auch echter.

3. Lichtintensität – weniger ist oft mehr

Gerade bei der Zucht solltest du keine Stadionbeleuchtung verwenden. Warum?

  • Starke Beleuchtung kann scheue Arten verschrecken
  • Viele Brutpflegearten verstecken sich bei zu viel Licht
  • Algenwuchs durch Überbeleuchtung stört Mikroflora

Mein Richtwert: 20–30 Lumen pro Liter reichen oft völlig aus – vor allem bei Schwarzwasserarten oder Laubbecken.

Tipp: Schwimmpflanzen wie Limnobium oder Salvinia dämpfen Licht natürlich und schaffen punktuelle Schatten – ideal für Ruhe- und Laichzonen.

4. Dunkelheit ist kein Mangel, sondern ein Reiz

Wir denken oft in 12-Stunden-Zyklen. Aber in der Natur gibt es Regenzeiten mit bedecktem Himmel, dichten Dschungelbewuchs oder nächtliche Aktivitätsphasen. Auch das lässt sich nutzen:

  • Reduziertes Licht für 2–3 Tage kann Balzverhalten auslösen
  • Vollständige Dunkelheit über Nacht stärkt die Tag-Nacht-Rhythmik
  • Gezielte Dunkelphasen (z. B. während des Schlupfs) fördern die Überlebensrate

Ich habe z. B. bei Betta albimarginata eine höhere Schlupfrate bei vollständiger Dunkelheit in den 24 Stunden vor dem Freischwimmen festgestellt.

5. Aufzucht und Licht – eine sensible Phase

Frisch geschlüpfte Jungfische brauchen keine starke Beleuchtung. Im Gegenteil:

  • Zuviel Licht = Stress = geringe Futteraufnahme
  • Weiches Licht = besseres Fressverhalten, weniger Fluchtreflexe

Ich nutze in Aufzuchtboxen:

  • indirektes Licht vom Hauptbecken
  • kleine LED-Nachtlichter mit Timerfunktion
  • natürliche Abdunkelung durch Laub, Moos oder Wurzeln

Das schafft eine ruhige, stabile Atmosphäre – fast wie unter Wasserpflanzen im Urwald.

6. Techniktipp: Lichtsteuerung automatisieren

Ich nutze LED-Controller mit Sonnenaufgang-/Untergangsprofilen. Diese lassen sich per App oder Zeitschaltuhr steuern und ermöglichen sehr realistische Lichtverläufe.

Einmal eingerichtet, läuft alles automatisch – und meine Fische zeigen seitdem konstantere Balzphasen und besser abgestimmte Brutpflegezyklen.

Fazit: Licht ist mehr als Helligkeit

Beleuchtung im Zuchtbecken ist ein Werkzeug. Wer nur für sich selbst beleuchtet, übersieht den Einfluss auf hormonelle Prozesse, Verhaltenssteuerung und Wohlbefinden der Tiere.

Nutze Licht wie ein Dirigent – mit Tempo, Dynamik, Farben und Pausen. Dann wird aus deinem Aquarium mehr als ein Glasbecken: Es wird Bühne, Rückzugsort und Geburtsstätte zugleich.

Herzlich,
Haustier Blogger

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