Licht im Zuchtaquarium: Wie viel, wie lange, wie intensiv?

„Wie viel Licht braucht ein Zuchtbecken?“ Diese Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten – denn die richtige Beleuchtung hängt stark von deinen Zuchtzielen, der Fischart und dem Pflanzenbesatz ab. Trotzdem sehe ich in vielen Becken zwei häufige Fehler: zu viel und zu grell.

In diesem Beitrag zeige ich dir, wie du dein Zuchtaquarium richtig beleuchtest, warum weniger manchmal mehr ist und wie du mit Licht gezielt Einfluss auf Balzverhalten, Brutpflege und Jungfischentwicklung nehmen kannst.

1. Licht ist kein Selbstzweck

Im Schauaquarium dient Licht der Präsentation: Farben leuchten, Pflanzen wachsen, das Becken wirkt lebendig. Im Zuchtbecken hingegen ist Licht ein Steuerungselement. Es beeinflusst:

  • den Tag-Nacht-Rhythmus der Tiere
  • das Balzverhalten – viele Arten balzen bei Dämmerung
  • die Brutpflege – bei zu viel Licht werden Gelege aufgegeben
  • die Entwicklung von Mikroorganismen im Wasser

Zu viel Licht kann Jungfische stressen, Algen fördern und das natürliche Verhalten stören.

2. Wie hell ist „hell“?

Die meisten handelsüblichen LED-Aquarienlampen haben eine hohe Lichtausbeute – gut für Pflanzen, nicht ideal für die Zucht. Ich messe Helligkeit nicht in Lumen, sondern beobachte:

  • Ziehen sich Fische sofort nach dem Einschalten zurück?
  • Vermeiden sie helle Zonen?
  • Werden Gelege in dunkle Ecken gelegt?

Wenn ja, ist das Licht zu stark. Eine einfache Lösung: Dimmfunktion oder schwache Leuchten (6–12 Watt bei LED für Becken unter 100 Litern).

3. Beleuchtungsdauer – nicht zu lang!

In der Natur erleben tropische Fische meist 10–12 Stunden Licht, oft mit Dämmerung. Im Aquarium empfiehlt sich:

  • 8–10 Stunden Hauptlicht mit sanftem Anstieg (z. B. mit Timer oder Dimmer)
  • 1 Stunde Übergang (Dämmerungssimulation) am Anfang und Ende
  • Komplett dunkel nachts – keine Nachtlichter!

Ein günstiger LED-Dimmer mit Zeitschaltuhr ist Gold wert – ich nutze einfache Modelle mit Sonnenauf- und -untergangssimulation für 20–30 €.

4. Lichtfarbe – unterschätzt, aber wichtig

Viele LEDs haben kühle Lichtfarben (6000–8000 K). Für Pflanzen ok – aber für Fische oft unangenehm. Ich nutze:

  • Warmweißes Licht (3000–4500 K) für Zuchttanks
  • Neutralweiß bei gemischten Becken mit Pflanzen und Tieren
  • Farbiges Akzentlicht (z. B. schwaches Blau) nur zur Dämmerung – nicht dauerhaft

Ergebnis: deutlich ruhigeres Verhalten, mehr Offenheit, weniger Stressreaktionen. Und ganz nebenbei: Die Farben vieler Fische kommen bei wärmerem Licht natürlicher zur Geltung.

5. Dunkelzonen bewusst einplanen

Ich gestalte meine Becken so, dass immer 30–40 % der Fläche abgeschattet sind – z. B. durch Schwimmpflanzen, Wurzeln oder Laub. Das gibt den Tieren Wahlfreiheit und schützt Gelege.

Gerade Arten wie Apistogramma, Betta oder Parosphromenus nutzen gezielt diese dunklen Ecken zum Ablaichen. Auch Jungfische halten sich dort bevorzugt auf – vermutlich wegen Mikroorganismen und Deckung.

6. Licht und Algen – kein Zufall

Viele Züchter kämpfen mit Algen – besonders in Becken mit viel Licht und wenig Pflanzen. Hier hilft:

  • Beleuchtungsdauer reduzieren
  • Direktes Licht von außen vermeiden (z. B. Fensterlicht)
  • Oberfläche abschatten durch Schwimmpflanzen

Ich habe in einem Becken mit starker Bartalgenbildung die Lichtzeit von 12 auf 7 Stunden reduziert – nach drei Wochen war fast nichts mehr übrig.

Fazit: Gutes Licht sieht man nicht – man spürt es

Ein optimal beleuchtetes Zuchtbecken ist nicht hell und glänzend – sondern ruhig, stabil und natürlich. Deine Tiere danken es dir mit entspanntem Verhalten, erfolgreicher Brutpflege und gesunden Jungfischen.

Also: Weniger LED-Show – mehr Sonnenaufgang. Deine Fische werden es dir zeigen.

Herzlich,
Haustier Blogger

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